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Motorrad-Test: Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2

Klingelei, Sprit und Schmierung


Diese drei Dinge sind es wohl, über die man sich am grünen Tisch am meisten zerstreitet, denn völlig einwandfreie Feststellungen sind hier gar nicht ohne weiteres zu treffen, zumal die wenigsten Leute ja gelernt haben, einwandfrei zu beobachten. Bleiben wir also zunächst einmal beim Sprit.

Der Kraftstoff


Die gesamten RTs kommen grundsätzlich mit normalem Fahrbenzin aus. Sie verlangen keine höhere Oktanzahl als 74 bis höchstens 75, auch nicht bei schwerer Jagerei.

Man kann zwar bei allen RTs auch Superkraftstoff verwenden, man muß sich aber darüber klar sein, daß dieser Superkraftstoft praktisch überhaupt nichts einbringt, er kostet bloß Geld, seine gegenüber dem normalen Benzin höhere Klopffestigkeit wird nutzlos vertan.

Dies gilt sinngemäß für die an deutschen Tankstellen verzapften Kraftstoffe. Es gibt in Deutschland wohl kein Fahrbenzin unter 74 OZ mehr. Das ändert sich grundsätzlich, sobald man ins Ausland kommt: In Österreich, in Italien — ganz zu schweigen vom Osten — zuweilen aber auch in Frankreich bekommt man Fahrbenzine, die gelegentlich unter OZ 70 liegen. Wenn dabei natürlich Klingeln losgeht, tankt man in den betreffenden Ländern sinngemäß die entsprechenden Superkraftstoffe, dann wird die Klingelei schon aufhören.

Wenn ein RT-Motor mit deutschem, normalem Fahrbenzin klingelt, dann ist der Motor krank, es hat keinen Sinn, zu Superkraftstoff überzugehen, MAN MUSS ERST DIE URSACHE DER KLINGELEI SUCHEN UND BESEITIGEN.

Mechanische Geräusche sind zunächst einmal drehzahlabhängig, sie treten also entweder nur im unteren Drehzahlbereich oder im oberen Drehzahlbereich oder auch nur bei noch kaltem Motor auf. Besonders bezeichnend für mechanische Geräusche ist auch, daß sie sich sehr merklich ändern, wenn der Motor seinen Laufzustand ändert, wenn er also beispielsweise vom Ziehen ins Geschobenwerden vom Hinterrad her übergeht. Man kann diese Geräusche bei einer bestimmten Geschwindigkeit nach Belieben hervorrufen und verschwinden lassen, sie sind naturgemäß nicht dem Kraftstoff zuzuschreiben. Charakteristikum aller mechanischen Geräusche ist der harte, klappernde Klang.

Echtes Brennstoffklingeln unterscheidet sich von mechanischen Geräuschen in erster Linie durch den eigenartig zwitschernden, peitschenden Klang. Außerdem ist echtes Brennstoffklingeln nicht drehzahlabhängig, sondern füllungsabhängig. Es tritt also in der Hauptsache immer dann auf, wenn man Vollgas aufgezogen hat. Vornehmlich ist dies beim Beschleunigen der Fall, wenn man also beispielsweise versucht, am Berg im großen Gang, zu dem bisher vielleicht Halbgas nötig war, mit Vollgas aus 50 km h heraus zu beschleunigen. Probe: In den Dritten herunterschalten, noch einmal aufziehen — dann muß die Maschine ohne Klingelei hochbeschleunigen. Gegenprobe: Beim Beschleunigen ruhig Gas stehenlassen und klingeln lassen, aber sehr genau nach dem Motor herunterhorchen, ob die Klingelei mit zunehmender Geschwindigkeit wieder verschwindet.

Absolutes Kriterium für echtes Brennstoffkingeln: Ein beim Beschleunigen und am Berg wild klingelnder Motor muß schlagartig mit der Klingelei aufhören, sobald man nur ganz wenig mit dem Gas zurückgeht. Die Klingelei muß also im selben Augenblick aufhören, in dem man den Gasgriff zurückdreht, bevor also der Motor noch seine Drehzahl ändern konnte. (Mechanische Geräusche hören auf oder ändern sich erst, wenn der Motor seine Drehzahl merklich geändert hat. sie hören mit dem Zurückdrehen des Gasgriffes nicht so abrupt auf wie das reine Brennstoffklingeln.)
Was ich jetzt schreibe ist eine Ketzerei: Auch ich muß ab und zu im Ausland schlechten Sprit fahren und habe bisher gefunden, daß am Berg so 30—60 Sekunden Klingelei einem Motor gar nichts ausmachen. Natürlich wird man den Motor nicht gerade minutenlang klingeln lassen.

Wer seine Maschine so schwer hetzt, wie wir das tun, wer sie vor allem auch im Gespannbetrieb und am Berg rücksichtslos jagt, muß allerdings darauf achten, nach längeren Vollgasstrecken einmal ein bißchen nach unten zu hören: Gerade bei Vollgashetzerei kann es sein, daß ganz leises Klingeln überhört wird und dabei heizt sich dann ein Motor unter Umständen unangenehm hoch. Es braucht dabei gar nichts zu passieren, Zweitakter werden durch diese ganz leichte und kaum hörbare Klingelei lediglich überhitzt und werden dann unverkennbar müde. Geht der Motor nach einer viertelstündigen Auskühlpause mit dem alten Temperament wieder los, dann ist das ein Zeichen, daß man ein ganz leises, unter Umständen gar nicht direkt hörbares Klingeln hatte und daß man sich entweder um den Motor kümmern muß oder daß man — im Ausland — doch besser auf Superkraftstoff übergeht.

aus: Der Motortest - Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2, 1. Auflage 1954



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