DKW-Motorraddienst

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Motorrad-Test: Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2

Kettenversorgung


Bild 19: Wenn man die Hinterkette abnehmen will, muß das Antriebsgehäuse geöffnet werden — fünf Schrauben! Dann geht auch die Kettenabdeckung auseinander.
Bild 20: Wenn man den Blechkettenkasten auch öffnet, kommt man natürlich gut an die Kette heran. Vorsicht beim Wiederzusammenbau, die Blechhälften müssen mit Geduld sehr genau wieder zusammengezaubert werden, klemmt ein bißchen. Ja keine Gewalt anwenden!
Bild 23: Nachher klemmt gewöhnlich auch der Deckel des Antriebsgehäuses etwas. Man setzt in solchem Falle die zwei hinteren Schrauben mit höchstens drei Gängen ein und Klemme den Kastendeckel in Ermangelung eines Lehrjungen mit zwei Schraubzwingen gegen die Gummidichtungen zusammen — dann lassen sich die drei vorderen Schrauben mühelos eindrehen.
Da wir schon bei Spezialfetten sind, können wir auch gleich ein paar Worte über die Kettenschmierung verlieren.

Bei den DKWs ist die Kapselung der Hinterkette ausgezeichnet gelöst, die Kapselung ist also besonders gut staubdicht, auch in längsten Abständen kommt infolgedessen eine eigentliche Kettenreinigung nicht in Frage. In solchen Fallen war man nun bisher gewohnt, einfach zu schreiben, simples Einölen der Kette alle paar 1000 km genüge — auch ich habe vor noch nicht allzulanger Zeit diesen Glaubenssatz eifrig nachgebetet. Dies hängt damit zusammen, daß kaum einer von uns einmal länger als 7—8000 km auf derselben Maschine mit derselben Kette fuhr. Wir nahmen es für selbstverständlich, daß nach 8—10 000 km die Kette sich so gelängt hatte, daß sie eigentlich wegschmeißreif war. Weil wir dann unsere Maschinen aber immer zurückgaben, brauchten wir uns nicht selbst neue Ketten zu kaufen, diese Sorge hatte man ja im Werk und so ließ man die Dinge in der Kettenfrage eben lottern.

Es hat sich nun herausgestellt, daß diese Art der Kettenbehandlung falsch war, denn das armselige Nachschmieren mit Öl nützt höchstens den Zahnkränzen ein bißchen, der Kette aber gar nichts. Der Witz dabei ist, daß eine gut und rundherum vollgekapselte Kette sich im Betrieb gewaltig hochheizt — man braucht bloß nach 50—80 km Jagerei ganz schnell einmal das Gummideckelchen abzunehmen und die Kette anzufassen, man wird sich bestimmt den Finger daran verbrennen. Dabei schmilzt natürlich jedes landläufige Fett aus und die Kette längt sich deswegen so enorm, weil sie nach ein paar 100 km innerlich trocken läuft trotz allen Einölens. Das Öl gelangt eben nicht an die Stellen, wo die Kette es brauchen würde.

Die Kettenleute empfehlen nun gerade bei voll gekapselten Ketten, diese trotz Kapselung alle 2—3000 km abzunehmen und sie mit Spezialkettenfett in üblicher Weise auszukochen. Es läßt sich denken, daß dieses regelmäßige Nachtränken etwas einbringt, wenn auch gesagt werden muß, daß die landläufigen Kettenfette auf hohe Betriebstemperaturen in keiner Weise eingerichtet sind und sehr schnell wieder fortgequetscht werden — die Bezeichnung Spezialkettenfett rührt ja meist auch nur davon her, daß das Wort "Spezial" irgendwo auf der Packung steht. Ich könnte mir vorstellen, daß man in Zukunft für die Kettenschmierung auch Fette wie etwa Univiston verwenden wird, nur sind diese bis jetzt eben noch nicht eingeführt.

Für uns als brauchbare Arbeitsregel gilt also einstweilen, daß das bloße Nachschmieren einer gekapselten Kette mit Öl nicht genügt, man kommt damit selten über eine Lebensdauer von 10.000 km. Man müßte sich also schon die Mühe machen, alle 2—3.000 km die Kette mit landläufigem Kettenfett wieder zu behandeln, dank der Kapselung entfällt ja die sonst übliche und furchtbar schmutzende Reinigung der Kette.

aus: Der Motortest - Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2, 1. Auflage 1954



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