DKW-Motorraddienst

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Motorrad-Test: Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2

Die Schmierung


Die Schmierung ist eine Sache für sich, es gibt hier sehr viel Glauben und vorläufig erst relativ wenig Sicherwissen. Zunächst einmal der Schmierungssatz überhaupt: Das Werk schreibt in den Betriebsanweisungen eine Kraftstoff-Ölmischung von 1:25 vor. Man kann während der ersten 2000 km eines neuen oder neu aus¬geschliffenen Motors auch 1:20 fahren, dies ist aber dann nicht notwendig, wenn man in der von uns geschilderten scharfen Weise einfährt. Grundsätzlich ist ein mischungsgeschmierter Motor um so anspruchsloser in bezug auf den Ölsatz, je schärfer und über je längere Zeitdauer er gefahren wird. Gerade auf Langstrecke ist es möglich, mit dem Ölsatz noch unter 1:25 herunterzugehen, denn der Satz von 1:25 ist vorgeschrieben worden, um die Maschinen auch in der Hand schüchterner Fahrer und in ausgesprochenem Kurzstreckenbetrieb absolut sicher geschmiert zu haben.

Im Gegensatz zu einigen anderen Zweitaktfirmen legt man bei der Auto Union auf Öl des Zähigkeitsgrades SAE 50, allermindest des Zähigkeitsgrades SAE 40 Wert und es empfiehlt sich nicht, ein dünneres Öl als Mischungsöl zu verwenden. Fernerhin schreibt man beim Werk reines Mineralöl vor und empfiehlt dazu eine Beimischung von Desolite. Es handelt sich bei dieser Beimischung nicht etwa um eines der berühmten Hexenpräparate, wohl aber um ein Konzentrat von Stoffen, wie sie sonst für legierte Öle verwandet werden.

Ich rate grundsätzlich und überall von jeglicher Ölpanscherei ab, sie bringt nichts ein und gelegentlich KANN SIE SOGAR DIE URSACHE VON BRÜCKENBILDUNG AN DER KERZE SEIN. Auf die Gefahr hin, es abermals mit einigen Ölleuten zu verderben, kann ich mir doch die Bemerkung nicht versagen, daß man mit den Zweitakt-Mischölen von ESSO, von BV und von Deutsche Vakuum vor Brückenbildung infolge ungeeigneten Öles absolut sicher ist. Es gibt noch einige weitere Zweitakt-Mischöle, über die ich noch über keine eigene Erfahrung verfüge, weil dazu eine besonders umfangreiche Fahrstrecke gehört, man möge also nicht gekränkt sein, wenn ich diese Öle hier nicht aufführe. Leider muß ich auch sagen, daß es solche Zweitakt-Mischöle noch vor nicht allzulanger Zeit gab, die Anlaß zu Fadenbildung boten. Vielleicht wird eines Tages der Zeitpunkt da sein, wo man von allen Zweitakt-Mischölen behaupten kann, daß sie nicht mehr zur Fadenbildung führen. (Diese paar Sätze stehen hier unter meiner eigenen Verantwortung, es lohnt sich also nicht, deshalb die Auto Union anzuschießen, ich habe nicht um die Druckerlaubnis gefragt!)

Die Werksvorschrift von "Desolite" beschränkt sich denn auch ausschließlich auf die Verwendung reiner, offener Mineralöle, wie sie an jeder Tankstelle um 1,95 DM pro Liter zu haben sind und wie sie auch vollauf ihren Dienst tun. Verwendet man die modernen — aber ganz empfindlich teureren — Selbstmischeröle in kleinen Büchsen, die so hervorragend bequem und einfach zum Sprit in den Tank gekippt werden, dann ist Desolite gegenstandslos.

aus: Der Motortest - Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2, 1. Auflage 1954



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