DKW-Motorraddienst

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Die Schalldämpfer


Bild 64: Eine alte 250-Viergang mit dem neuen, nachrüstbaren Auspufftopf. Über dem Vergaser befindet sich ein gebastelter Ansaugdämpfer, den es also nicht zu kaufen gibt.
Bild 65: Bei RT 175 und RT 250/2 ist das Motorgehäuse abgeändert, damit das Vergasergehäuse mit untergebracht werden konnte. Das große Gehäuse bringt die Dämpfung fast selbsttätig mit. Auspuff ist an die linke Maschinenseite verlegt.
Bild 66: Die Abmessungen des Ansaugdämpfers sind ziemlich unkritisch, man kann ihn so wie hier nach Maßgabe des freien Raumes hineinkomponieren. Auch die Rundungen sind nicht unbedingt nötig, läßt sich anstandslos scharf abkanten.
Bild 67: Das innere Gedärm des Dämpfers ist schon wichtiger, vor allem die Umlenkplatte und der Rohrstutzen, auf der nach außen gehenden Ansaugöffnung. Aber auch hier können die nötigen Abmessungen dem Bilde nach geschätzt werden.
Heute kann man es ja offen sagen: Die bis September 1953 verkauften DKWs waren alles andere als leise! Bei ausgesprochener Langreise im Gespannbetrieb waren sie für die Sozia nicht nur laut, sie waren eine ausgesprochene Zumutung. Man tut mit einer solchen Feststellung der Auto Union nicht weh, denn diese Feststellung läßt sich mit höchstens zwei oder drei Ausnahmen zum gleichen Zeitpunkt auf sämtliche anderen motorradbauenden Firmen ebenfalls anwenden, sie entspricht also durchaus dem allgemeinen Stand der Technik. Man hat dies aber bei der Auto Union sehr wohl gewußt und sich infolgedessen bezüglich einer Abhilfe Gedanken gemacht. Es hat sich inzwischen auch herausgestellt, daß die wirksame Dämpfung eines Motorradmotors nicht etwa nur sehr viele Gedanken erfordert, sondern noch gewaltig viel mehr Probierarbeit und daß man gar nicht einfach hingehen kann mit dem Entschluß, einen besseren Dämpfer zu bauen - dieser bedarf monatelanger sehr verdrießlicher Arbeit, für die es keinerlei Patentrezepte und Anhaltspunkte gibt.

Um nun nicht bloß in Geschwätz zu versinken, sind ein paar Zahlen nötig: Sämtliche alten, also bis Oktober 1953 verkauften DKW-Maschinen, von der RT 125 bis zur RT 250/1 (Viergang) liegen mit ihrem Lärm unterhalb 88 Phon. Wenn man nicht selber im Auspufftopf herumgewurstelt hat, braucht man sich also vor keiner Polizeikontrolle zu fürchten. Das, was soeben gesagt wurde, also das "alles andere als leise" und die „Zumutung", ist meine eigene Meinung, die zwar Sie und mich und die Auto Union angeht, aber nicht die Polizei. Seit Oktober 1953 gibt es für sämtliche alten Modelle, also RT 125 bis einschließlich RT 250/2, für RT 200, RT 250 (Dreigang) und RT 250 (Viergang) besondere, nachrüstbare Schalldämpfer, und zwar Auspuffdämpfer, die man nachträglich beziehen und anmontieren kann. Mit diesen Dämpfern liegt der Lärm der genannton Typen um 76 Phon, man liegt also weit unterhalb jeder Polizei-Grenze.

Damit keinerlei Zweifel aufkommen: 88 Phon sind zulässig für Maschinen, die im Herbst 1953 bereits zugelassen waren. Man kann einen also zum Umbau nicht zwingen— sehr anzuraten ist der Umbau trotzdem im eigenen Interesse. Lärm macht nicht nur Ärger bei den Nachbarn, Lärm setzt auch die eigene Leistungsfähigkeit herab. Für ab Herbst 1953 neu zuzulassende Maschinen ist die Lärmgrenze auf 85 Phon festgesetzt — da die nachgerüsteten RTs nur 76 Phon bringen, ist man also auch da haushoch drin und nur noch halb so laut, als die Vorschrift dies zuließe.

Bei den neuen DKW-Maschinen, ab Oktober 1953 geliefert, ist auch noch die Ansaugseite gedämpft und der Vergaser in ein Leichtmetallgehäuse gesetzt, das eine weitere wirksame Dämpfung des Ansauggeräusches ergibt. Um dieses Vergaser-Gehäuse unterbringen zu können, mußte der Motorblock geändert werden, es ist also auf den alten Motoren nicht nachrüstbar. An sich besteht bei den alten Motoren dazu keine zwingende Notwendigkeit, man hat also im Werk darauf verzichtet, auch noch einen nachrüstbaren Ansaugdämpfer herauszubringen. Immerhin ist ein solcher bastelweise sehr gut zu machen und Bild 64 sowie die beiden Bilder 66 und 67 ageben einen Begriff davon, wie so etwas „innerlich" aussehen muß. Ein halbwegs geschickter Bastler kommt damit ohne weiteres zurecht. Worin man auch im Zweifel sein kann, ob die Mühe des gebastelten Ansaugdämpfers für den Fahrer lohne — für die Sozia im Seitenwagen ist es bestimmt eine fühlbare Erleichterung.

Bei den alten RTs kann die Auspuffanlage auch noch Anlaß für eine andere Art der Belästigung des Seilenwagenpassagiers sein: Das eigentliche Auspuffrohr ist in den Dämpfertopf nur zügig eingesteckt, das Rohr besitzt eine Sicke und in diese Sicke gehört eine Asbestschnur. Wenn diese Asbestschnur sich bei irgendeiner Gelegenheit verflüchtigt, dann kommt da vorn ein winziges Räuchlein heraus, das man als solches kaum bei Standlaut sieht, das aber alsbald vom Windwirbel zwischen Maschine und Seitenwagen erfaßt und der Sozia ins Gesicht geweht wird. Wenn das Mädchen da unten also schimpft, dann runter mit dem Topf und Kontrolle, ob die Steckverbindung überhaupt noch dicht ist! (Weil ich keine Asbestschnur hatte, als es soweit war, habe ich ganz gemeines Klempnerwerg herumgewickelt, wie man es auch um Wasserleitungsrohre wickelt, bloß habe ich es nicht mit Dichtungskitt, sondern mit Wasserglas eingeschmiert und es hält bis jetzt schon an die 1000 km — wer weiß, wie lange es noch halten wird!)


Bild 68: Die Sicke im Auspuffrohr der alten RTs, die mit einer dichtenden Asbestschnur vollgepackt werden muß, bevor man das Rohr wieder in den Dämpfer staucht.
aus: Der Motortest - Die großen DKWs: RT 175 bis RT 250/2, 1. Auflage 1954



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