DKW-Motorraddienst

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Modellbeschreibung Datenblatt
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DKW RT 350

DKW Motorrad RT 350 S spacer.gif
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Mit der RT 350 hatte DKW Auto-Union ab dem Frühling 1955 wieder ein schwereres Motorrad im Angebot. Mit ihrem Parallel-Zweizylinder- Motor stand die DKW RT 350 in der Tradition der Vorkriegsmodelle SB 500 und NZ 500. Diese hatte sie allerdings leistungsmäßig bei wesentlich niedrigerem Kraftstoffverbrauch weit überrundet, denn die DKW RT 350 war eine bewusste Fortsetzung des in den anderen DKW RT Modellen hunderttausendfach bewährten Konstruktionsprinzips. Gleichzeitig gab die RT350 in Design und technischer Weiterentwicklung bereits einen Ausblick auf die kommenden S-Modelle der RT 175, 200 und 250.

spacer.gif Prototyp der DKW RT 350 von 1953
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spacer.gif Batteriekasten der DKW RT 350S
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spacer.gif Schnittbild Motor der DKW RT 350
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spacer.gif Getriebe der DKW RT 350 S
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spacer.gif Federbein der DKW RT 350
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spacer.gif Lichtmaschine der DKW RT 350S
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Welche Entwicklungsarbeit die Auto-Union in das Motorrad DKW RT 350 steckte, wird daran deutlich, dass bereits auf der Motorrad Ausstellung Frankfurt im Herbst 1953 zusammen mit der RT 175 und der RT 250/2 eine DKW RT 350 präsentiert wurde, die in Aussehen und Technik - abgesehen von dem Zweitakt-Twin-Motor - noch diesen Modellen entsprach.

Als die DKW RT 350 dann 1955 in den Verkauf kam, hatte sie eine Hinterradschwinge anstelle der bisherigen Geradeweg-Federung. Tank und Batteriekasten sowie der auf der rechten Seite neu hinzugekommene Werkzeugkasten waren nun in einem neuen Design, das runder und gedrungener wirkt. Anstelle des Schwingsattels war die RT 350 serienmäßig mit einem Sitzkissen ausgestattet. Vorn hat die DKW RT 350 weiterhin die bewährte Teleskopgabel, mit obenliegenden Gummibälgen und einem Federweg von 140 mm.

Der Twin-Motor entspricht in Hub (58 mm) und Bohrung (62 mm) dem Motor der RT 175. Die zwei Zylinder leisten jedoch bei einer Verdichtung von l : 6,3 bis l : 6,5 neunzehn PS bei 5000 U/min., während sie ihr maximales Drehmoment von 2,85 mkg bereits bei 3500 U/min abgibt. Der Kraftstoffnormverbrauch beträgt 3,8 l pro 100 km. Auch bei diesem Motor wird also das Prinzip deutlich, das die Auto Union für ihr gesamtes Motorradprogramm anwendete - die Schaffung von niedertourigen Motoren mit hohem Drehmoment bei einem relativ flachen Verlauf der Drehmomentenkurve.

Die Getriebeübersetzungen im 2., 3. und 4. Gang stimmen mit dem der RT 250/2 überein, lediglich der erste Gang liegt bei der RT350 bei l :3,10. Allerdings sind die Getriebeteile nicht von der RT 250 übernommen, da das Getriebe der RT 350 nicht so breit gebaut ist. Stattdessen verwirklicht das neuentwickelte Getriebe einen langgehegten Wunsch und ermöglicht es, Arbeiten am Getriebe ohne Motorausbau durchzuführen, denn nach Abnahme der Kupplung liegt der Getriebeflansch, der mit Kreuzschlitzschrauben am Gehäuse befestigt ist, frei da.

Die RT 350 verfügt über einen modernen Bing-Schrägdüsen- Startvergaser. Der bisher verwendete Luftschieber ist bei diesem durch einen Startvergaser ersetzt, der vom Lenker aus betätigt wird. Das Tupfen vor dem Anlassen entfällt damit. Die beiden Hälften der Vergaserverkleidung sind mit Kreuzschlitzschrauben befestigt anstelle der Hand-Spannschrauben bei den anderen Modellen.

Die bedeutendste Änderung am Fahrgestell ist die Hinterradschwinge mit 95 mm Federweg. Die Federbeine sind je nach Belastung, also für Solo- und Soziusfahrt, durch Verdrehen der Einstellhülse einstellbar. Sie verfügen über 2 Einstellungen, die mit H = hart und W = weich gekennzeichnet sind, dazwischen können die Einstellhülsen nicht fixiert werden.

Die Bremsanlage wurde der Leistung der RT 350 angepasst. Sie besitzt als einziges DKW-Motorrad eine hydraulische Hinterradbremse, an die auch ein hydraulisch gebremster Seitenwagen angeschlossen werden kann.

Die Lichtmaschine der RT350 entspricht in ihrem mechanischen und elektrischen Aufbau der üblichen DKW-Bauart; sie hat allerdings mit 70/90 Watt eine höhere Leistung. Der Regler ist nicht mehr direkt an der Lichtmaschine befestigt, sondern wurde im rechten hinteren Werkzeugkasten untergebracht, wodurch er vor Überhitzung geschützt ist. Das Signalhorn wurde erstmalig links seitlich im Scheinwerfer untergebracht. Die Zündanlage besteht aus 2 voneinander unabhängig verstellbaren Unterbrechern, 2 Zündspulen und 2 Kondensatoren.

Die DKW RT 350 hatte trotz ihres Preises von 2.250 DM anfangs einen relativ guten Verkaufserfolg. Gleichzeitig brach aber der Absatzmarkt für Motorräder völlig ein, da immer mehr Menschen auf das Auto umstiegen. Bereits 1956 sank das Käuferinteresse so stark ab, dass die RT350 im Oktober 1956 wieder aus dem Programm genommen wurde. Deshalb wurden von dem DKW Motorrad RT 350 nur 5.290 Stück gebaut. Dementsprechend hoch ist der heutige Wert: Für eine gut erhaltene, vollständige DKW RT 350 werden bis zu 7.500 € bezahlt.

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